KI statt Arbeit


Elektronengehirne

Kaum waren in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts die ersten elektronischen Rechner zusammengelötet, ist auch das Wort “Elektronengehirn” entstanden. Nach anfänglicher Euphorie der Kybernetiker gab es lange Zeit eine Stagnation in der Entwicklung der künstlich intelligenten Systeme.

Die letzten 10 Jahre haben jedoch gezeigt, dass auch für unwahrscheinlich gehaltene Dinge plötzlich möglich sind. Die rasante Entwicklung hat auch jemanden wie mich, der sich schon lange mit KI beschäftigt, in vielerlei Hinsicht überrascht.

Wird es Deinen Beruf bald noch geben?

Wenn heute jemand behauptet, dass in Zukunft viel der menschlichen Arbeit wegfallen wird, ist kaum jemand anderer Meinung. Das World Economic Forum prognostiziert, dass bereits in 7 Jahren die Hälfte der Arbeit von Maschinen übernommen wird (derzeit wird bereits ein Drittel der Arbeit maschinell verrichtet).

Kniffliger wird es, wenn die Frage gestellt wird, wie es denn um den eigenen Beruf bestellt ist. Viele sagen dann: “das lässt sich doch nicht von einer Maschine erledigen”. Wenn ich dann zurückfrage, warum das so ist, höre ich meistens: “hier geht es um den Bauch, um kreative Prozesse, um etwas, das schlicht nicht zu formalisieren ist”. Das mag vielleicht stimmen: schlimmer wäre es jedoch, würde uns schlicht die Phantasie dazu fehlen, dass auch vermeintlich anspruchsvolle Arbeit durch einen Automaten ersetzt werden könnte. Eitelkeit wird niemanden davor bewahren, dass sich auf der Welt ständig wiederholende und selbstähnliche Aufgaben - bspw. auch in der Softwareentwicklung - von Software steuern lassen.

Der australische KI-Forscher Tony Walsh sagte jüngst in einem Interview mit netzpolitik.org:

Jedes Mal, wenn wir dachten, wir seien etwas Besonderes, lagen wir falsch: Die Sonne drehte sich nicht um die Erde. Wir stammten doch vom Affen ab. Wir sind vergleichsweise schlau, aber zu glauben, das sei schon das Maximum, wäre selbstbezogen und wahrscheinlich falsch.

In seinem Buch It’s Alive - Wie künstliche Intelligenz unser Leben verändern wird gibt Prof. Walsh ferner den Mahner, dass die technologische Entwicklung auch in eine gesellschaftliche Entwicklung eingebettet sein sollte.